Chiara
Als ich vor zweieinhalb Jahren nach Leipzig gezogen bin, habe ich die „Freiheit“, im Club rauchen zu können, sehr genossen, da es in meiner Heimatstadt nicht möglich war. Über die Jahre habe ich zwar meinen Zigarettenkonsum immer mehr kritisch hinterfragt, jedoch dabei nicht wirklich den Drang verspürt, komplett aufzuhören. Dafür habe ich einfach zu gerne geraucht. Mitte November letzten Jahres kamen bei mir gesundheitliche Probleme in Form einer Dauererkältung auf, die sich vor allem mit Stimmproblemen äußerte und sich über mehrere Monate zog. Da ich freischaffende VI bin und Teil eines Leipziger Kollektivs, verbringe ich viel Zeit in Clubs. Als ich Ende November dann an einem Wochenende auf drei Veranstaltungen durchgearbeitet hatte (ohne zu rauchen), verlor ich für mehrere Tage komplett meine Stimme und lag flach mit Fieber. Ich schränkte meinen Rauchkonsum immer weiter ein und hörte Mitte Dezember schließlich ganz auf zu rauchen. Die Stimmprobleme traten trotz des Nichtrauchens nach jedem Club- und Barbesuch und nach jeder Arbeitsnacht im Club aufgrund des Passivrauchens wieder auf. Zum ersten Mal machte ich mir Gedanken darüber, wie krass gesundheitsschädigend die Auswirkungen des Passivrauchens für alle Mitfeiernden und Mitarbeitenden auf Partys sind. Somit wird die Freiheit einiger Raucher*innen zur Belastung aller Anderen und führt auch zum Ausschluss der Menschen, die sich dem gesundheitlichen Risiko nicht mehr aussetzen wollen oder können. Meiner Stimme geht es inzwischen wieder besser, aber nach manchen Arbeits- und Partynächten kommt das Stimmproblem noch wieder. Bars und Kneipen habe ich in den letzten Monaten eher gemieden, weil dort dann doch sehr viel mehr geraucht wird als in Clubs. Außerdem kann und möchte ich nicht auf Clubnächte verzichten und muss es zum Glück gesundheitlich auch nicht (mehr). Andere Menschen, z. B. mit chronischen Erkrankungen oder Schwangere, haben nicht wirklich eine Wahl und werden somit aus den meisten Orten des Nachtlebens ausgeschlossen. Ich denke, wir sollten immer weiter daran arbeiten, Veranstaltungen so inklusiv wie möglich zu gestalten. Das gilt für Veranstalter*innen, Kollektive und Co., die ihre Partys planen, genauso wie für Besucher*innen dieser Veranstaltungen. Und es wird Zeit, dass auch das Rauchen in Clubs thematisiert wird.